Küstenmorde: Nordsee-Krimi (German Edition) by Ohlandt Nina

Küstenmorde: Nordsee-Krimi (German Edition) by Ohlandt Nina

Autor:Ohlandt, Nina [Ohlandt, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2014-03-03T16:00:00+00:00


Kapitel 16

»Wann fahren wir zu Opa?«, fragte Lisi. »Mama? Wann fahren …«

»Shut up, for heaven’s sake«, rief Astrid gereizt, ohne zu merken, dass sie Englisch gesprochen hatte.

»Das ist eine berechtigte Frage.« Andy faltete seine Zeitung zusammen.

Astrid setzte sich an den Tisch, auf dem noch die Teller vom Mittagessen standen. Sie fühlte sich müde, ausgelaugt und ausgebrannt; die Nächte ohne Schlaf machten sich bemerkbar.

»Mama, wann …«

»Ich habe keine Ahnung!«, erwiderte Astrid heftig. »Der Polizist, dieser Hauptkommissar, den ich gestern Abend getroffen habe, sagte, wir müssten auf jeden Fall noch auf der Insel bleiben. Gott weiß wie lange, wahrscheinlich, bis sie den Mörder dieser schrecklichen Leuten gefunden haben!«

»Darf ich dann hier in die Schule gehen?«, fragte Lisi eifrig. »Der Hausmeister hier hat nämlich einen Hund!«

Andy stand hastig auf. »Lisi, spiel ein bisschen im Garten, okay? Vergnüge dich auf der Schaukel oder klettre auf dem Gerüst, ja, Schatz?«

Lisi schlenkerte mit den Beinen. »Kann ich auch in den Buchladen gehen und mir ein paar Karten kaufen? Da gibt es welche mit Enten drauf und Schäfchen und eine mit einem Seehund und einem Boxer, die sich begrüßen.«

»Kauf dir jede Karte, die du willst, aber geh endlich«, seufzte Andy und drückte seiner Tochter einen Fünf-Euro-Schein in die Hand.

»Vergiss das Wiederkommen nicht!«, rief Astrid ihr hinterher, aber da hatte sie die Tür schon hinter sich zugeknallt. Durch das Fenster konnten sie sehen, wie Lisi in ihren roten Kniestrümpfen die Straße hinunterhüpfte. Ein kleiner Storch auf Reisen. Astrid breitete die Arme auf dem Tisch aus und legte den Kopf darauf. Sie hätte nicht so gereizt reagieren sollen. Aber ihre Nerven lagen blank, und die ständige Sorge um Andy machte sie verrückt. Auf einmal erschien ihr die unschuldige offene Insellandschaft wie ein Feind und das laute, chaotische London wie die Verheißung des Garten Eden, obwohl es andersherum hätte sein sollen. Sie gäbe viel darum, Amrum zu verlassen, doch sie waren gefangen wie bunte exotische Vögel, die man an einen Ast gekettet hatte.

Sie spürte Andys Hand auf ihrem Haar. »Was hat er gesagt?«

»Wer, mein Vater?«

»Hast du nicht eben mit ihm telefoniert?«

Astrids Augen füllten sich mit Tränen. »Ach, Andy, er ist völlig durcheinander. Jetzt kommt alles wieder in ihm hoch, und das tut ihm gar nicht gut.«

»Freut er sich nicht über die Erbschaft? Er kann jetzt den Rest seines Lebens auf Amrum verbringen.«

Astrid sprang auf und wanderte ruhelos durch das Zimmer. Durch die Vorderfenster konnte sie auf den ruhigen Smäswai blicken, auf der gerade eine Gruppe fröhlich gestimmter Wanderer vorbeikam. Manche von ihnen warfen einen Blick auf den großen, besonnten Garten hinterm Haus. »Ich glaube, er hat Angst. Vor der eigenen Courage, davor, noch mal zu bauen. Ihm wird einfach alles zu viel.«

»Das Grundstück ist sehr groß«, sagte Andrew. »Er könnte einen Teil davon verkaufen. Und auf das andere Teil könnte er ein Fertighaus setzen, da sind die Kosten von Anfang an überschaubar, und es geht relativ schnell. Und wenn wir die Sache im Auge behalten, damit er sich nicht allein fühlt mit der ganzen Verantwortung …«

Astrid blieb hinter ihrem Mann stehen und legte die Hände auf seine Schultern.



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